Zucker ist derzeit der "Schurke" unter den Nährstoffen, so wie es vor 20 Jahren das Fett war. In vielen Publikationen wird das Süßmittel als Krankmacher und Droge tituliert. Die Weltgesundheitsorganisation hat sogar vorgeschlagen, den bislang geltenden Richtwert für Zucker von zehn Prozent der täglichen Kalorienzufuhr auf fünf Prozent zu senken. Im niederbayerischen Ortenburg (Lkr. Passau) hat sich Klaus Wührer den Kampf gegen den versteckten Zucker auf die Fahnen geschrieben.
Zuckerlast von fünf Tafeln SchokoladeDer 42-jährige Heilpraktiker, Physiotherapeut und Osteopath tritt mit einem gewichtigen zweibändigen Werk gegen eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an. Die provozierende Frage, die Wührer aufwirft, lautet: "Fünf Tafeln Schokolade pro Tag. Glauben Sie wirklich, dass so viel Zucker gesund ist?" Die DGE empfiehlt für eine optimale Ernährung täglich 20 Prozent Eiweiß, 30 Prozent Fett und als Basis 50 Prozent der Kalorien aus Kohlehydraten. Wührer hat die daraus entstehende "Zuckerlast" in die Währung Schokolade übersetzt.
Die DGE lässt die Kritik kalt. Der PNP gegenüber verweigerte die Gesellschaft eine Stellungnahme. Diplom-Ökotrophologin Silke Restemeyer ließ wissen, dass es "aufgrund der zahlreichen Publikationen für die DGE nicht möglich" sei, "zu jeder aktuellen Studie bzw. Veröffentlichung, die publiziert wird, eine Bewertung abzugeben". Unter Hinweisen auf weiterführende Forschungsliteratur heißt es: "Eine Leitlinienkommission der DGE hat dafür eine systematische Untersuchung der energieliefernden Nährstoffe hinsichtlich ihres präventiven Potenzials vorgenommen. Sie hat die verfügbare wissenschaftliche Fachliteratur kritisch zusammengefasst und aufgezeigt, wo Unsicherheiten und wo Forschungsbedarf bestehen." Der Ortenburger, der sein Buch nach Bonn geschickt hat, hat von dort keinerlei Resonanz erhalten. Mittlerweile aber hat die Redaktion des Fernsehmagazins "Hart, aber fair" bei Wührer angeklopft. Sie will prüfen, ob hier ein Thema für eine Sendung vorliegt.
Resonanz hat Wührer aber sehr wohl bekommen. Der Internist, Buchautor und ehemalige Triathlet Dr. Ulrich Strunz gratuliert Wührer, spricht von einem "außerordentlichen Buch", er "habe selten so viel Wissen auf so engem Raum in der Hand gehabt". Strunz schreibt auch: "Dann wird der Hauptfeind artgerechter, also gesunder, also genetisch korrekter Kost genannt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung." Diese nämlich wolle so weitermachen wie seit 155 Jahren, die "heutige Ernährungsempfehlung ist also nichts anderes als das Arme-Leute-Essen vor 155 Jahren".
Was schreibt nun Wührer eigentlich? Er sagt: "Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, rheumatische Erkrankungen und chronische Schmerzen haben ihren Ursprung in einem fehlerhaften Umgang mit Zucker bei der Ernährung." Wührer nennt als Ausgangspunkt seines Werkes "Prophylaxe und Therapie durch artgerechte Ernährung" den leidenden Patienten. Dieser kommt in seine Praxis, will behandelt werden und kennt vielfach nicht die Ursache seiner Beschwerden oder Leiden.
...